Siezen vs. Duzen: Ein Zeichen von Unsicherheit im Job?
In der deutschen Arbeitswelt ist das Siezen tief verwurzelt. Doch warum beharren viele so darauf, obwohl wir in einer Zeit leben, in der Nähe und Authentizität immer mehr geschätzt werden?
Erst kürzlich stieß ich auf LinkedIn auf eine Diskussion zum Thema “Duzen vs. Siezen”. Eine junge Frau, Mitte 20, äußerte ihren Unmut darüber, dass sie es satt hat, andere per “Sie” anzusprechen.
Darunter folgte ein Kommentar:
“Das ‘Siezen’ hat für mich immer noch etwas mit Respekt und Höflichkeit zu tun. Gerade in formeller Atmosphäre schafft es klare Hierarchien und zeugt von professioneller Distanz.”
Richtig. Es schafft Distanz. Aber warum sollten wir in der Arbeitswelt, in der wir gemeinsam für größere Ziele arbeiten, auf Distanz setzen? Wem oder was dienen diese Hierarchien eigentlich?
Doch statt mich über all die unterschiedlichen Kommentare in der LinkedIn-Diskussion zu ärgern, habe ich beschlossen, meine Gedanken mit dir zu teilen und die Hintergründe zu beleuchten, warum manche Menschen weiterhin auf das Siezen bestehen.
Manchmal scheint es, als würden viele den eigentlichen Sinn von Arbeit missverstehen. Oder vielleicht verdrängen sie den Wunsch, lieber am Strand mit einem Cocktail zu entspannen? Tauschen sie ihre Lebenszeit nur gegen Geld und bewahren deshalb die Distanz, um ihre tiefsten Sehnsüchte nach Freiheit und Selbstbestimmung zu verbergen? Vielleicht aus Angst vor den Konsequenzen, oder davor, der eigenen Wahrheit ins Gesicht zu sehen?
Ist das der Grund für die aufrechterhaltene Distanz?
Höflichkeit ist für mich nicht an das “Sie” gebunden. Im Gegenteil—aus Respekt duze ich, weil das Du auf Augenhöhe bringt. Es schafft eine direkte, authentische Verbindung, die Raum für echte Begegnungen und Vertrauen öffnet. In der deutschen Kultur steht das “Sie” lange Zeit als Symbol für Respekt und Distanz. Doch muss das wirklich so bleiben?
Ich erlebe oft Menschen, die auf das Siezen bestehen—besonders in Führungspositionen oder mit einer harten Schale nach außen. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich oft, dass hinter dem Bedürfnis nach formeller Distanz Unsicherheiten und ein fehlendes inneres Selbstvertrauen stehen. Viele versuchen, durch äußeren Status und Distanz Respekt zu erlangen, statt diesen aus dem Inneren zu schöpfen.
Wirklicher Respekt und Selbstwert entstehen jedoch von innen. Resilienz, Selbstbewusstsein und innere Stärke wachsen durch eine authentische Verbindung zu sich selbst und zu anderen, nicht durch Titel oder Formalitäten. Darauf basiert meine Arbeit.
Das Du wird nicht genutzt, um Grenzen zu überschreiten, sondern um echte Nähe zu schaffen—um zu zeigen, dass Wertschätzung auch ohne Barrieren möglich ist. Natürlich gibt es Situationen und Berufe, in denen Distanz essenziell ist und das “Sie” sogar zum Vorteil genutzt wird, etwa um klare Rollen und Verantwortlichkeiten zu wahren. Und wenn jemand auf das “Sie” besteht, wird das natürlich respektiert.
Die Einladung steht immer, den eigenen Wert zu entdecken und zu erkennen, dass Nähe und Respekt Hand in Hand gehen können. Eine wertschätzende Verbindung kann entstehen, unabhängig davon, ob “geduzt” oder “gesiezt” wird.
Ich hoffe, dieser Text gibt einen kleinen Einblick in die Welt der Achtsamkeit und authentischen Verbundenheit.
Alles Liebe,
Deniz.
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